Evangelischer Presseverband für Bayern e.V.

Aufruf zu gleicher Bezahlung

Heft 2/2009 Wirtschafts-Weise

Von Dietlinde Kunad

 

Statistiken belegen, dass Frauen in Deutschland vom 1.1.2007 bis zum 15.4.2008 arbeiten mussten, um den gleichen Betrag in ihren Geldbörsen bzw. auf dem Gehaltskonto zu ha-ben, über den ihre männlichen Arbeitskollegen bereits zum 31.12.2007 verfügen konnten.

Das ist den Business and Professional Women (BPW) Germany e.V. ein Dorn im Auge und sie starteten deshalb im vergangenen Jahr erstmals eine groß angelegte Initiative. Sie griffen eine Idee von BPW USA auf und kündigten für den 15. April 2008 den ersten deutschen "Equal Pay Day" an, einen bundesweiten Aktionstag für mehr Lohngerechtigkeit. Sichtbares Zeichen war die Kampagne "Rote Tasche". Alle Unterstützerinnen sollten zu Veranstaltungen an diesem Tag möglichst mit einer roten Tasche erscheinen oder aber kleine "Rote-Taschen-BPW Pins" am Revers als sichtbares Zeichen der Solidarität tragen, wobei das Verbandslogo, also die Buch-staben "BPW", auch als "Better Pay For Women" gedeutet werden kann.

Die "Business and Professional Women" setzen sich weltweit in über 80 Ländern für die Belan-ge berufstätiger Frauen ein und genießen Beraterstatus bei den Vereinten Nationen und beim Europarat. Der BPW Germany gilt in Deutschland mit seinen bundesweit 38 Clubs und rund 1.750 Mitgliedern als größtes branchenübergreifendes Berufsnetzwerk für Frauen. In den 1930er Jahren entstanden und 1951 wieder neu gegründet, unterstützt der Verband berufstäti-ge Frauen auf vielfältige Weise: Neben persönlichem Austausch, Vorträgen und einem Mento-ring-Projekt leistet das Netzwerk politisch-gesellschaftliche Lobby- und Projektarbeit auf natio-naler und internationaler Ebene.

In Deutschland besonders viel zu tun

Da der Entgeltunterschied in Deutschland mit 22 Prozent deutlich größer ist, als im EU-Durchschnitt (15 Prozent), stieß der Equal Pay Day auf überaus positive Resonanz bei Gewerk-schaften, Betriebsrätinnen, politischen Parteien, dem Deutschen Frauenrat und Landesfrauen-räten mit ihren Mitgliedsverbänden, den Gleichstellungsbeauftragten sowie kirchlichen Arbeits-kreisen. Viele Bündnispartner und (Frauen)Netzwerke unterstützten die Kampagne mit eigenen Aktionen. Durch erweiterte Fragestellungen nach Leichtlohngruppen, Mindestgehalt und Teil-zeitarbeitsbedingungen wurde eine breite medienwirksame Diskussionsplattform geschaffen.

Aufgrund des engen Austauschs mit anderen europäischen Clubs gab es über Grenzen hinweg mehr als 6.000 Teilnehmerinnen in 31 Orten. Viele Befürworterinnen trugen wie in Augsburg, Burghausen und Regensburg die speziellen Rote-Tasche-BPW-Pins oder trafen sich mit roten Taschen zur Mittagspause; Geschäfte führten die "Unhappy Hour" durch, in der sie Frauen ei-nen Rabatt von 22 % auf ausgewählte Produkte gaben und dekorierten mit roten Taschen. In München ließ der BPW vor dem Rathaus Equal-Pay-Day-Luftballons steigen. In Nürnberg wur-den bei einer Podiumsdiskussion an die Frauenbeauftragte der Stadt und ihre Gesprächspart-nerinnen rote Taschen mit BPW-Logo verschenkt.

Dieses Jahr am 20. März

Kamerateams filmten Veranstaltungen, Radiosender führten Interviews. Die BPW-Frauen zähl-ten 1180 Beiträge im In- und Ausland und nach eigenen Angaben wurden über 50 Millionen Menschen von der Kampagne erreicht.

In diesem Jahr findet der Equal Pay Day am 20. März statt. Wieder müssen die roten Taschen aus dem Regal geholt werden - so lange bis Frauen statt der roten Taschen im März oder April auch andersfarbige Taschen tragen können - am 31.Dezember 20??

Dietlinde Kunad ist Gründungsmitglied im BPW Club Nürnberg, Leiterin der AG Politik im BPW Germany e.V. und Delegierte im Bayerischen Landesfrauenrat.