Evangelischer Presseverband für Bayern e.V.

Das Gemeinsame in den Blick nehmen

 

Heft 1/2010 Kunst & Können

Von Diana Riske

 

"Damit Ihr Hoffnung habt" - so lautet das Motto des Ökumenischen Kirchentages, der im Mai 2010 in München stattfindet.

Unter dieses Motto hatten auch die bayerischen Landesverbände des Deutschen Evangelischen Frauenbundes (DEF) und des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) ihr diesjähriges Ökumenisches Seminar gestellt, zu dem 15 Frauen nach Augsburg gekommen waren.

In ihrem Vortrag ging Dr. Miriam Rose der Frage nach, was Frauen für die Ökumene tun können. Rose, Privatdozentin an der evangelisch-theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, ermunterte die Frauen, Fragen zu stellen, etwa warum evangelische Christen nicht zur katholischen Eucharistiefeier zugelassen werden: "Die Ökumene muss das Selbstverständliche werden und das Trennende das zu Rechtfertigende." Frauen sollten sich dafür interessieren, was andere glauben und "warum sie glauben, was sie glauben". Zudem sollten sie die Gemeinschaft mit Frauen anderer Konfessionen suchen. Für diese Gemeinschaft vor Ort lieferten die Seminarteilnehmerinnen zahlreiche Beispiele: regelmäßige ökumenische Frauenfrühstücke und Seniorentreffs, eine ökumenische Kleiderstube mit Gesprächsangebot oder der Weltgebetstag der Frauen, den Protestantinnen und Katholikinnen gemeinsam vorbereiten und feiern.

Differenziert übereinander sprechen

Der wichtigste Punkt im ökumenischen Miteinander ist für Miriam Rose, differenziert und authentisch übereinander zu sprechen: "Das heißt nicht, dass man immer nett zueinander sein muss." Wer als Protestantin nicht verstehe, warum die katholischen Nachbarn nach Altötting pilgern, könne ein Befremden und eine Irritation darüber durchaus äußern: "Das ist der Beginn des Dialogs", so Miriam Rose. Er sollte authentische Erfahrungen jedoch nicht verallgemeinern. Christen aller Konfessionen könnten lernen, Unterschiede auf theologischer und organisatorischer Ebene auszuhalten und trotzdem an der Basis Gemeinsamkeit zu leben, sich "realistisch und hoffnungsfroh" am Möglichen zu orientieren mit dem Blick für das noch nicht Mögliche. "Wir tun schon etwas für die Ökumene, indem wir heute hier gemeinsam fragen, diskutieren und uns füreinander interessieren", so Rose. Und umgekehrt tue die Ökumene auch etwas für die Gläubigen, indem sie den Glauben "reicher und vielfältiger, konkreter und individueller, solidarischer und weiter" macht: "Ökumene ist ein Geschenk Gottes an uns."

Mit der zweitägigen Veranstaltung in Augsburg wollen die Seminarleiterinnen Inge Gehlert, Bundesvorsitzende des DEF, und Maria Hollering-Hamers, Vorsitzende der Landeskommission Glaube und Kirche des KDFB, die Frauen für den Ökumenischen Kirchentag begeistern: "Wir wollen die Frauen vor Ort zu mehr Ökumene ermutigen", so Inge Gehlert. "Viele ökumenische Initiativen vor Ort gehen von Frauen aus", ergänzt Maria Hollering-Hamers. Ihr ist es ein wichtiges Anliegen, "dass Ökumene vom Herzen kommt und keine Kopfgeburt ist".

2000 Schals als sichtbares Zeichen

Das Ökumenische Seminar veranstalten beide Verbände bereits seit mehr als 27 Jahren. Auf dem Ökumenischen Kirchentag werden sie sich an zwei benachbarten Ständen auf dem Markt der Möglichkeiten präsentieren. Sichtbares Zeichen der Gemeinsamkeit werden 2000 Schals sein, die die Verbände bis zum Ökumenischen Kirchentag "an die Frau" bringen wollen. Die Seminarteilnehmerinnen machten den Anfang und bemalten in Seidenmaltechnik Schals in grün, der Farbe des Deutschen Evangelischen Frauenbundes, sowie blau und magenta, den Farben des Katholischen Deutschen Frauenbundes. Darüber hinaus gibt es ein neues gemeinsames Logo unter dem Motto "Ökumene ist immer ein Plus". Dieses wird unter anderem auf Plakaten zu sehen sein, die im Vorfeld auf den Ökumenischen Kirchentag hinweisen.

Diana Riske ist freiberufliche Journalistin in Augsburg.