In der Weite des Kirchenraums
Von Juliane Brumberg
Vier Kirchen in Franken hat die Bildhauerin Meide Büdel in den letzten Jahren künstlerisch ausgestaltet. 2008 ist sie mit dem Kunstpreis der Evang.-Luth. Kirche in Bayern ausgezeichnet worden.
Meide Büdel hat keine Angst vor der großen Dimension. Das betrifft das räumliche Ausmaß ihrer Installationen und Objekte ebenso wie den wirtschaftlichen und organisatorischen Bereich. Für die Umsetzung ihrer Entwürfe arbeitet sie mit drei bis zwölf verschiedenen Firmen zusammen, die z.B. den Betonguss ausführen, Stahl in die richtige Form bringen oder Holz verarbeiten und dafür von ihr bezahlt werden. Das kann teuer werden, denn manchmal dauert es bis zur dritten oder vierten Fassung, bis Form und Farbgebung ihren Vorstellungen entsprechen. Und dann gilt es auch noch, den Transport der großen und oft schweren Teile an den jeweiligen Aufstellungsort zu bewerkstelligen.
Vorher hat sie in ihrem Atelier in einem Hinterhof in der Nürnberger Innenstadt Pläne gezeichnet, Berechnungen angestellt und Modelle gefertigt. Im Moment arbeitet sie an einer Neugestaltung des Innenraums der Stadtkirche in Naila. Als Altar wird ein Kubus aus anthrazit eingefärbtem Beton auf dem ursprünglichen Kirchenboden stehen und die neugeschaffene erhöhte Bodenfläche durchdringen. Dazu kommen ein Taufstein und ein Ambo sowie helle umlaufende Bänke an den Chorwänden entlang. Besonders freut sie sich auf die von ihr konzipierte leuchtend blaue Verglasung des einstmals zugemauerten Südfensters, vor dem ein historisches Kreuz aus dem Bestand der Gemeinde quasi wie vor dem Himmel stehen wird.
"Ich habe eine Formensprache, die wenig verspielt ist, einen hohen Grad an Reduktion aufweist und die es so vorher im Kirchenraum noch nicht gab", erklärt die Künstlerin. Vielleicht ist es kein Zufall, dass die Ideen von Meide Büdel, die schon viele große Installationen unter freiem Himmel, z. B. am Brombachsee, geschaffen hat, nun den Weg in die Weite der Kirchenräume gefunden haben. "Was ich vermitteln möchte ist, dass es gar nicht notwendig ist, sich mit so vielen Dingen zu überladen, dass es schön ist, wenn man sich auf einen Punkt konzentrieren und die Einfachheit in sich aufnehmen kann. Das grenzt dann an Meditation."
Dabei geht es nicht immer ohne Reibungen ab: "Da die Menschen sehr sensibel auf Veränderungen reagieren und der sakrale Raum eine ganz besondere Bedeutung für sie hat, muss ich mich sehr, sehr intensiv mit ihnen auseinandersetzen und ihnen zuhören." Meide Büdel, die von ihrer Mutter als "kritischer Christin" spricht, hat sich in ihrer Familie von klein auf mit Glaubensfragen und Philosophie beschäftigt. Sie ist übrigens in einem "Frauenclan" aufgewachsen, denn ihre Mutter hatte fünf Schwestern und sie selber drei. "Deshalb mache ich als Frau ganz selbstverständlich, was ich tun möchte und komme nicht auf die Idee, aus der Rolle einer Benachteiligten heraus zu sagen, das kann ich auch." Nur für die Handwerker sei es manchmal gewöhnungsbedürftig, mit einer Frau zu arbeiten, die "so große Sachen" macht.