In eigener Sache: Zum Ende der efi
Von Juliane Brumberg
Im Herbst erhielt die Herausgeberin der efi, Dr. Johanna Beyer, vom Landeskirchenrat den Auftrag, den Vertrag mit dem Evangelischen Presseverband (epv), der die efi produziert, zum Ende des Jahres 2016 zu kündigen. Das bedeutet: Nach diesem Heft wird es nur noch zwei weitere efi-Ausgaben geben. Ob es in Zukunft Öffentlichkeitsarbeit von Seiten der Frauengleichstellungsstelle in der Evang. Luth. Kirche in Bayern geben wird, ist nicht geregelt. Ebenso ist nicht bekannt, in welcher Weise die Frauengleichstellungsstelle nach der altersbedingten Pensionierung von Johanna Beyer im Juni weitergeführt wird. Damit findet etwas, was als Erfolgsgeschichte in der Evangelischen Kirche begann, ein trauriges Ende.
Werfen wir einen Blick zurück. In den frauenbewegten 80er Jahren beschloss die Landessynode im November 1988 die Errichtung eines "Arbeitsbereichs Frauen in der Kirche" (AFK) mit zwei Referentinnenstellen und einer Sekretärin. Möglich gemacht hatte das der Druck der Frauen von der Kirchenbasis aber wohl auch die Einsicht der Kirchenoberen, dass sich der Umgang mit Frauen innerhalb der Landeskirche dringend ändern musste.
Mit viel Anerkennung gestartet
Am 1. Oktober 1989 startete die Arbeit in diesem neuen Bereich mit drei hochqualifizierten Referentinnen, die sich die beiden genehmigten Stellen teilten. Eine der festgeschriebenen Aufgaben war und ist Öffentlichkeitsarbeit. Zu diesem Zweck erschien im Juli 1992 die erste Ausgabe der efi mit Sigrid Schneider-Grube als Herausgeberin. Kurz danach, im September, kam Johanna Beyer als neue Referentin zum AFK, war zunächst aber nicht für die efi zuständig.
Mit dem Inkrafttreten einer neuen Ordnung des AFK im Jahr 1998 wurde der Name in Frauengleichstellungsstelle der Evang. Luth Kirche in Bayern (fgs) geändert. Nach einigen Wechseln waren 2002 noch zwei Referentinnen, Sigrid Schneider-Grube und Johanna Beyer, in der fgs tätig. Im März 2004 ging Sigrid Schneider-Grube in den Ruhestand. Ab da führte Johanna Beyer die Frauengleichstellungsarbeit, die zunächst drei Akademikerinnen geleistet hatten, allein weiter.
Die efi hatte sich derweil entwickelt. Zunächst erschien sie dreimal im Jahr in broschierter Form. Die Auflage von 5000 Stück wurde kostenlos verteilt. Die Finanzierung war nicht problematisch, der Landeskirchenrat genehmigte das Zeitschriftenprojekt und stellte die benötigten Gelder bereit. Professionelle Journalistinnen übernahmen die Redaktionsarbeit zu angemessener Bezahlung. Die frühere fgs-Juristin Dorothee Burkhard erinnerte sich anlässlich des 10jährigen Jubiläums: "Zeitweise war die efi bekannter als die Institution fgs und hat trotz mancher kritischer Themen Anerkennung von der Kirchenleitung bekommen."
Zunehmendes Desinteresse der Kirchenleitung
1997 wurde die efi in eine vierteljährlich erscheinende Abo-Zeitschrift umgewandelt und erreichte die Abonnentinnen bayern- und bundesweit zehn Jahre lang mit Schwarz-Weiß-Bildern in grün-türkisem Kleid. Ab 2008 glänzt sie mit einem farbigen Titelbild und dem in rot gehaltenen Cover, seit 2012 durchgängig in Farbe. Inhaltlich ist sie frauenpolitisch aktuell, beschränkt sich jedoch nicht auf Gleichstellungsthemen, sondern beschäftigt sich auch mit Feministischer Theologie, anderen als den männlichen Gottesbildern und der Frage nach einem "guten Leben für alle". Unausgesprochener Konsens der efi-Mitarbeiterinnen ist, dass es nicht darum geht, dass Frauen dasselbe machen dürfen wie Männer, sondern sich dafür einzusetzen, dass Frauen ohne Einschränkungen das in die Welt einbringen können, was ihnen wichtig ist.
In diesem Sinne war die efi-Arbeit der letzten 15 Jahre getragen von viel Engagement zu quasi ehrenamtlichen Bedingungen mit sehr geringen Anerkennungshonoraren. Dem gegenüber standen zunehmend weniger Aufmerksamkeit und Interesse der kirchenleitenden Gremien und Personen. Viele Pfarrer in Bayern wissen nicht einmal, dass die Bayerische Landeskirche eine eigene Frauenzeitschrift hat.
Es scheint die Meinung vorzuherrschen, dass, wenn rund 30 Prozent der Pfarrstellen mit Frauen besetzt sind, sei genug für die religiösen Bedürfnisse von Frauen getan. Was eine Erfolgsgeschichte der Evangelischen Kirche in Bayern hätte werden können - die Arbeit der Frauengleichstellungsstelle, die efi, auch die schon länger zurückgefahrene kirchliche Alleinerziehenden Arbeit sowie die Professur für Feministische Theologie in Neuendettelsau, an deren Einrichtung die fgs maßgeblichen Anteil hatte - wurde kaputt gespart und hat kaum Eingang in die Verkündigung auf den evangelischen Kanzeln in Bayern gefunden. Wen wundert es da noch, dass bei den Kirchenaustritten der Anteil der Frauen überproportional steigt?
Frauen sind religiös interessiert
Dabei ist es nicht so, dass Frauen sich abwenden von Glauben und Religion. Traditionell gehörten sie zu den interessierteren und treueren Kirchgängerinnen. Heute suchen viele eine spirituelle Heimat in dem Bereich, der von den traditionellen Kirchen etwas überheblich als Esoterik abgetan wird. Offensichtlich fühlen sie sich dort besser aufgehoben und angesprochen, als in den herkömmlichen Gemeinden.
Während der neuen Frauenbewegung der achtziger Jahre waren die Kirchen - unter nicht immer einfachen Bedingungen - offen für neue Strömungen. Sie boten ein Dach für jene, die es besonders schwer hatten, wie zum Beispiel lesbische Frauen oder Alleinerziehende. Von dieser Aufbruchstimmung ist wenig übrig geblieben. Es scheint so, als ob sich die nächste Leitungsgeneration - und dazu gehören auch Frauen, deren heutige Führungsposition nur durch das Engagement ihrer Vorgängerinnen erst möglich wurde - bequem in der herkömmlichen Theologie und Kirchenhierarchie eingerichtet hat. Ein echtes Interesse, an dem, was politisch und theologisch wache und veränderungswillige Frauen erarbeitet haben und einbringen können, ist nicht zu erkennen. Junge (und ältere) Frauen, die sich für Geschlechtergerechtigkeit und ein gutes Leben für alle engagieren, kommen heute woanders zusammen, als in Kirchenräumen.