Evangelischer Presseverband für Bayern e.V.

Fairtrade statt Fast Fashion

Heft 4/2013 Musen und Museen

Von Brigitte Neumann

 

Bevor fertige Kleidungsstücke die Nähhallen in Fernost verlassen, ist jedes Kilo zu verarbeitender Stoff mit sechs Kilo Chemikalien in Berührung gekommen. Der Einsatz der meisten dieser Chemikalien ist auf dem europäischen Markt längst nicht mehr zugelassen, weil sie gesundheits- und umweltschädigend sind. Für den Import mit Kleidung fehlen jedoch eindeutige Regelungen.

Eine der Substanzen ist Nonylphenolethoxylat (NPE). NPE beschleunigt und vereinfacht das Färben und Auswaschen, die Behandlung von Oberflächen oder das Herstellen von aufgedruckten Schriftzügen und Mustern, sodass die Kleidungsstücke billiger und noch schneller in den Regalen und Wühltischen der Bekleidungsmärkte landen. Schließlich werden inzwischen acht bis zehn Kollektionen pro Jahr gefertigt und die bundesdeutsche Durchschnittsfrau hat allein 70 T-Shirts in ihrem Kleiderschrank. Insgesamt werden jährlich 881 000 Tonnen Kleidungsstücke aus Asien importiert. Tendenz steigend.

Aber nicht nur in Billigware tummelt sich der Schadstoffcocktail, auch hochpreisige Kollektionen sind nicht frei davon, wie Greenpeace in einer Studie veröffentlichte. Demnach sind zwei Drittel aller untersuchten Kleidungsstücke belastet. Greenpeace gibt die importierte Menge an NPE eigenen Berechnungen zufolge mit 88 Tonnen an. Das geht unter die Haut. Für manche spürbar. Ihre Haut reagiert allergisch. Für alle auf Dauer, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Chemikalie wird ausgewaschen und verändert sich auf dem Weg durch die Kläranlage in die Fließgewässer zu Nonylphenol. Gefährlich ist Nonylphenol vor allem für Wassertiere: Muscheln, Wasserflöhen, Grünalgen, Hummer und Krabben werden davon getötet. Bei Fischen greift Nonylphenol in den Hormonhaushalt ein und führt zur Verweiblichung der Tiere mit Risiken für deren Fortpflanzung.

Dialog mit den Modemarken

Greenpeace deckt nicht nur auf, sondern ist aktiv. In der 'Detox-Kampagne' sucht die Umweltorganisation den Dialog mit den großen Modemarken. Deren Versprechungen sind vage. Bis 2020 wolle man NPE aus dem Herstellungsprozess verbannen, kündigen beispielsweise einige Sportkleidungshersteller an. Andere Konzerne wie H&M legen Nachhaltigkeits- und Selbstverpflichtungserklärungen vor, nach denen sie menschen- und umweltfreundlicher als bisher handeln wollen.

"Nicht tragbar" sagen immer mehr Modemacher, viele, weil sie die Zustände in der Kleidungsbranche von innen kennen. Sie steigen aus und stellen um auf Fair Trade Ware. Bei deren Produktion wird auf ökologische Produktionsprozesse, schadstoffarme, umweltfreundliche Qualität und menschenwürdige Produktionsbedingungen geachtet. Vom Faden bis zur Ware fliessen diese Kriterien in das IVN-Siegel des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft e.V. ein. Nicht ganz so streng ist das GOTS-Label der International Working Group on Global Organic Textile Standard.

Nach unbelasteter Kleidung fragen

"Wir suchten eine Jeans, die frauenfigurfreundlich, Fair Trade und Bio ist. Als wir keine fanden, designten wir unsere eigene", sagt Daniela Di Donato-Haupt. Gemeinsam mit Katja Ertz schufen die aus der konventionellen Modebranche kommenden Designerinnen das Label "Pearls of Laja". Es umfasst drei Passformen in allen Größen und verschiedene Waschungen. Weniger ist mehr.

Mittlerweile findet man die Jeans in Fair Trade Shops quer durch Deutschland. Die Läden liegen meist abseits von Einkaufsmeilen. Doch im Internet sind sie gut vernetzt, z.B. auf dem Portal www.getchanged.net. Dieses Fair-Fashion-Network führt zu Läden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Hier erfährt man auch, dass 'Glore' in Nürnberg der erste bundesweite Fair Trade Fashion Shop war. In Erlangen befindet einer der originellsten Läden. Bei 'DREIKÖNIG' kann man nicht nur fair einkaufen, sondern auch gute Zeit fairbringen.

Diplom-Ökotrophologin Brigitte Neumann arbeitet als Journalistin in Erlangen.