Evangelischer Presseverband für Bayern e.V.

Flüchtlingskinder sollen spielen

 

Heft 2/2010 FrauenHeilkunde

Von Heike Schoch

Sie kommen aus den Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt. Sie haben traumatische Erfahrungen im Gepäck. Sie hoffen auf ein besseres Leben in einem friedlichen Land. Und dann landen sie in einer Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge und Asylsuchende.

Denn: Asylsuchende sind in Deutschland verpflichtet, zunächst für die Dauer von bis zu drei Monaten, in einer Aufnahmeeinrichtung zu leben, um für die ersten Verfahrensschritte nach dem Asylverfahrensgesetz jederzeit erreichbar zu sein. Der Freistaat Bayern gestaltet nach § 7, Absatz 5, Satz 3 Asyldurchführungsverordnung die Unterbringung der Flüchtlinge nach der Maßgabe, dass sie "die Bereitschaft zur Rückkehr in das Heimatland fördern".

Im Münchner Stadtteil Obersendling liegt eine der beiden bayerischen Aufnahmeeinrichtungen. Wegen ihrer schlechten hygienischen Bedingungen und weiterer baulicher Mängel wurde sie in jüngster Zeit wiederholt öffentlich kritisiert. Unter den ungefähr 300 Menschen, die sich die 70 Zimmer in der Unterkunft teilen, leben 30 Kinder, die während ihrer Zeit in der Aufnahmeeinrichtung weder Kindergärten noch Schulen besuchen können. Da zudem rund um die Einrichtung Spielplätze und Grünflächen fehlen, ist ihr Bewegungsraum allein auf das Haus beschränkt.

Neben öffentlicher tut private Hilfe gut

Um diesen Kindern zu helfen, unterhält die Innere Mission München mit finanzieller Unterstützung des Ökumenischen Arbeitskreises Asyl, der Bayerischen Landeskirche und vieler Einzelspender seit zwei Jahren in der Aufnahmeeinrichtung eine Kinderbetreuung, die nun mit Hilfe eines europäischen und eines städtischen Zuschuss für ein Jahr anteilig finanziert wird. Diese Mittel gleichen aus, was der Freistaat nicht leistet und schaffen den Flüchtlingskindern ein Refugium, in dem sie gemeinsam spielen, basteln, lesen, spielerisch Deutsch lernen - einfach "Kind sein" dürfen.

Das von EU und Stadt München finanzierte Fachpersonal hilft den Kindern, mit ihren Fluchterfahrungen und den vielen neuen, fremden Eindrücken zurechtzukommen. Äußerst wichtig bleibt aber auch die Anteilnahme von Menschen aus der Nachbarschaft der Einrichtung, deren bürgerschaftliches Engagement die Lebensqualität der kleinen Flüchtlinge unmittelbar und tatkräftig dort verbessert, wo öffentliche Hilfe - bis sie anrollt - zu spät kommt. Eine Rentnerin etwa, selbst vor Jahrzehnten aus Pommern vertrieben, finanziert aus eigenen Mitteln ein monatliches Windelpaket für die fünf Neugeborenen, die seit Anfang 2010 in der Aufnahmeeinrichtung leben. Sie entlastet die jungen Mütter damit nicht nur materiell, sondern trägt über die damit verbundene ideelle Unterstützung dazu bei, dass die Betroffenen die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht verlieren.

Heike Schoch arbeitet bei der Inneren Mission in München.

Weitere Infos zum Leben in der Aufnahmeeinrichtung finden sich in einem Film des ZDF-Magazins Mona Lisa, gesendet am 24.05.09. Der Film öffnet die Tür der Aufnahmeeinrichtung und führt Sie durchs Haus. Sie finden den Link zum Video: "Menschenwürde dritter Klasse" auf unserer Homepage www.im-muenchen.de bei "Hilfen für Menschen mit Migrationshintergrund", Erstaufnahme UMF.