Frauen verändern Kirche weltweit
Heft 1/2014 Zukunftsmusik
Von Verena Fries
In manchen Regionen der Welt müssen Frauen in unglaublich schwierigen und entwürdigenden Situationen leben. Papua Neuguinea, ein Inselstaat im Südpazifik, kann man als eine solche Region bezeichnen. Schon als die Gesellschaft noch traditionell geprägt war, haben die alten kulturellen Vorgaben Frauen benachteiligt. Doch mit dem Zerbrechen der Traditionen und dem zunehmenden Einfluss der westlichen Welt ist noch lange kein neues, gleichberechtigtes Rollenverständnis der Frau entwickelt worden. Es zeigt sich viel mehr, dass die kulturellen Vorgaben häufig ihre Bedeutung verlieren und so etwa Institutionen wie der Brautpreis, Familienfeste, lebensbegleitende Rituale und der Status der Frau in der Familie sich plötzlich viel stärker zu männlichen Machtinstrumenten entwickeln - wo sie doch früher eher der Beziehungspflege gedient haben. Die damit zunehmende Gewaltbereitschaft auf der einen und die Frustration über ausbleibende Entwicklung auf der anderen Seite entlädt sich häufig an den Frauen in Form von Gewalt, Hexenverfolgungen und übler Nachrede. Partizipation an Entscheidungsprozessen wird Frauen meist nicht zugestanden.
Frauen können nicht Pfarrerin werden
Das ist leider auch in der Kirche nicht anders. Frauen können nicht Pfarrerin werden, sie sind in Entscheidungsgremien unterrepräsentiert, die Kirche lehrt nach wie vor die Subordination der Frau und - noch schlimmer - die lutherische Kirche des Landes hat noch selten klare Worte gefunden, Missstände und Fehlentwicklungen zur gesellschaftspolitischen Situation von Frauen anzuprangern.
In meinem Wettbewerbsbeitrag für den Argula-von-Grumbach-Preis habe ich die Situation der Frauen in diesem fernen Land geschildert, so, wie ich sie in meiner vierjährigen Tätigkeit als Pfarrerin im Hochland von Papua Neuguinea erlebt habe. Ich habe versucht, die Liebe und Wertschätzung, die ich für das Land mit all seinen Frauen und Männern empfinde, einfließen zu lassen. Trotzdem ist es auch ein kritischer Blick auf Frauenleben und - Wirken innerhalb der Kirche. Es ist mir ein Anliegen, die Anstrengungen der Frauen, die sich caritativ engagieren, theologische Arbeit leisten und in der Kirchenpolitik ihre Stimme erheben, zu würdigen.
Im Zentrum steht die These, dass in der lutherischen Kirche Papua Neuguineas vor allem Frauen dafür einstehen, dass sie nicht nur Trägerin eines konservativ theologischen Dogmas ist, sondern glaubhaft die gute Nachricht in der heutigen Zeit verkündet.
Hoffnungsschimmer
Bei der Arbeit mit meiner Frauengruppe habe ich erlebt, wie die Frauen bereit sind, Missstände wahrzunehmen und mit ihren eigenen Mitteln und Ideen Wege finden, adäquat darauf zu antworten. Die vorgestellte Gruppe gründete ein Frauenhaus, um gefährdeten Mädchen, von Gewalt betroffenen Frauen und älteren Menschen, die durch die Maschen des sozialen Netzes zu fallen drohen, eine Anlaufstelle zu bieten, in der sie übergangsweise wohnen und mit einem offenen Ohr rechnen können.
Aktuelle Bewegungen lassen Hoffnungen zu: etwa die Diskussion um Frauenordination oder die öffentliche Entschuldigung eines Kirchenleiters bei seiner Frau wegen seiner fehlende Wertschätzung ihr gegenüber.
'Frauen verändern Kirche weltweit ... und in Papua Neuguinea' lautet der Titel meiner Arbeit. Frauen haben viel dazu beigetragen, dass sich die lutherische Kirche auf der Insel im Südpazifik verändert. Doch sie brauchen auch gezielte Unterstützung und Förderung, um den Stand in der Kirche und Gesellschaft zu bekommen, der ihnen zusteht.
Verena Fries arbeitete bis Oktober 2013 in Papua-Neuguinea und teilte sich dort mit ihrem Mann eine Pfarrstelle. Für ihren Aufsatz zu der Situation der Frauen in Papua-Neuguinea erhielt sie einen der beiden zweiten Preise des Argula-von-Grumbach-Wettbewerbes. Mit dem Preisgeld unterstützt sie das von den dortigen Frauen gegründete Frauenhaus.