Evangelischer Presseverband für Bayern e.V.

Geld und Sinn

 

Heft 2/2013 Damenwahl

Von Maria Börgermann-Kreckl

 

Legen Frauen ihr Geld erfolgreicher an als Männer? Wählen Sie ihre Anlageprodukte besser aus? Sind sie besser informiert?

Um diesen Fragen nachzugehen, informierte efi sich beim Münchener Verein "GELD mit Sinn". Hierbei handelt es sich nicht um eine Vermögensberatung, sondern um die Vorstufe dazu. "Wir helfen Menschen, ihre Bedürfnisse und Werte in Bezug auf Geld und Anlagen zu erkennen, so dass sie diese im Beratungsgespräch besser durchsetzen können", erklärt Vorstandsfrau Birte Pampel. Der Verein finanziert sich im Wesentlichen durch Sponsoren - einer davon war die EKK - Evangelische Kreditgenossenschaft. Weitere Erträge werden durch verschiedene Veranstaltungen und Aktivitäten erwirtschaftet.

Die hier aktiven Frauen arbeiten nicht ehrenamtlich. Sie haben sich bewusst entschieden, für Ihre Tätigkeiten Geld zu nehmen. "Denn", beschreibt Nicole Rupp ebenfalls im Vorstand, "wir würden unsere eigene Arbeit nicht wertschätzen, wenn sie nicht honoriert würde". Das ist ein wesentlichen Aspekt ihrer Aufklärungsarbeit, gerade im Hinblick auf Frauen: Viele Frauen schätzen ihre eigene Arbeit nicht so hoch ein, dass sie dafür eine angemessene Bezahlung verlangen. Stattdessen werten sie Geld insgesamt eher ab mit Begründungen, wie "Ach, das ist nicht so wichtig, Hauptsache ich habe Freude an der Arbeit", oder "Ich kann mir das leisten, mit weniger Bezahlung zu arbeiten", oder auch "Es ist mir unangenehm, mich mit Geld zu beschäftigen, davon verstehe ich doch nichts". Mit solchen Einstellungen wählen sie eine Haltung, in der sie sich nicht darum bemühen, mit Geld wertschätzend umzugehen.

Übertriebenes sparen

Der Verein "GELD mit Sinn" möchte Männer und Frauen dabei unterstützen, sich selbstbewusst und mit einem guten Gefühl um das eigene Geld, den Wert der eigenen Arbeit und den dafür angemessenen Lohn zu kümmern. Dies tun sie mit einem Internetauftritt, Veranstaltungen und Vernetzungsarbeit.

Dabei ergreifen sie eindeutig Position für die dringende Notwendigkeit nachhaltiger Anlagen. Denn, "nicht einmal ein Prozent des gesamten Anlagevermögens in Deutschland geht in ökologische und soziale Anlagen. Das ist deutlich weniger als in jedem anderen europäischen Land" heißt es auf der Website des Vereins. Nachhaltig ist eine Geldanlage, wenn sie neben der finanziellen auch eine soziale und ökologische Rendite hat.

"Wir beobachten, dass Menschen mit ihrem Geld ähnlich umgehen, wie sie mit sich selbst umgehen", erklärt Nicole Rupp. Geld als solches bekomme ja erst durch unseren Umgang, also durch eine Wahl, seinen Wert oder seine Bedeutung.

So führt etwa ein Gefühl der Angst vor Geld-Mangel zum übertriebenen Sparen oder zu Billig-Einkäufen, die jedoch oft im Widerspruch zur eigenen Ethik stehen. Denn durch Einkäufe bei Discountern wird die Monopolstellung weniger großer Konzerne unterstützt und sie tragen dazu bei, dass die Händler um die Ecke, die persönliche Beratung, Kontakt und Zugehörigkeit bieten, schließen müssen. Letztlich wird dadurch nicht nur beim Preis gespart, sondern bei uns selbst, zum Beispiel in Bezug auf eine gesunde Ernährung oder unserem Kontakt - und Kommunikationsbedürfnis.

Nachhaltigkeit wählen

Die Vereinsfrauen haben eine politische Strategie gewählt, mit der sie einerseits Anlegern Informationen über nachhaltige Geldanlagen vermitteln. Andererseits bemühen sie sich einfallsreich und auf breiter Basis darum, Einfluss darauf zu nehmen, dass Nachhaltigkeit in den Grundsätzen von Banken und Versicherungen, aber auch im konkreten Umgang zwischen Beratern und Anlegern seinen Niederschlag findet.

So bitten sie über das Internet Besucher und Besucherinnen ihrer Website, eine Petition zu konkreten politischen Anreizen und Schritten hin zu einer Investmentwende zu unterschreiben. Das Ziel ist eine Investmentstrategie, bei der der Gewinn, die Menschen und die Umwelt den gleichen Rang einnehmen. Ebenso wie die Katastrophe von Fukushima eine Energiewende herbeiführte, könnte die weltweite Finanzkrise die Wende hin zu einer zukunftsfähigen Wirtschaft sein - wenn immer mehr Menschen dies fordern und selber danach handeln.

Im Vorstand von "GELD mit Sinn" werden Frauen bevorzugt denn das "weibliche Element" soll einen klaren Gegenpol zur "dominanten Kleiderordnung der Schlipsträger im Finanzwesen" darstellen. Die Vorstandsfrauen setzen sich für ein organisches, stabiles Wachstum der Initiative ein.

Frauen und Geld - nicht unproblematisch

Bei ganz konkreten Fragen nach der Wahl von Anlegerinnen kommen von den Vereinsfrauen nachdenkliche Töne und differenzierte Antworten. "Insgesamt haben deutlich weniger Frauen überhaupt Geld zum Anlegen, und dann haben sie im Vergleich zu den Männern nicht die großen Summen" schätzt Nicole Rupp die Situation ein. Birte Pampel ergänzt: "Aber wenn Frauen sich für eine Anlageform entscheiden, wählen sie erfolgreicher und oft auch nachhaltiger". Im Bereich von Anlagen in Aktien gibt es seit Jahren die Beobachtung, dass Frauen ruhiger und weniger emotional sind, seltener wechseln und dadurch auch geringere Gebühren zahlen.

Sie seien in der Regel in ihrem Anlageverhalten nicht so hektisch wie viele Männer, die sich allerdings insgesamt mehr für Geld interessieren.

Hier sind nach ihrer Meinung traditionelle Rollenklischees wirksam, nach denen Männer die Versorger sein müssten und Frauen in einer Haltung des versorgt-Werdens verharren. In diesen Geschlechterstereotypien bestärken sich leider gerade jüngere Frauen gegenseitig. "Denn", so Birte Pampel, "sie konkurrieren stark miteinander und der Mythos, dass eine Frau, die an ihren finanziellen Vorteil denkt, kalt und emotionslos und eigentlich keine richtige Frau sei, wird leider untereinander immer noch verbreitet. Letztlich entscheiden sie sich für die gegenseitige Abwertung"

Nicole Rupp berichtet aus Ihrer Erfahrung als Coach und Autorin aber auch von - eher älteren - Frauen, die sagen „Ich will es noch mal wissen“. Sie wollen nicht länger aus der Finanz - und Wirtschaftswelt ausgeschlossen bleiben und möchten mehr darüber wissen. Selbstbewusst nehmen sie ihre eigenen Werte wahr und machen etwas daraus. (siehe Kasten)

Zeit, die Früchte zu ernten

Elisabeth war fassungslos, als Wolfgang die Scheidung einreichte. Bei sechs gemeinsamen Kindern! Wovon sollte sie leben, mit 52 Jahren und im Osten? Zunächst ging sie als Kinderfrau nach Stuttgart, konnte sich eine Wohnung leisten und war krankenversichert. Aber die Sorgen blieben. Denn die Zeit des Ruhestandes rückte näher. Da bekam sie Kontakt zu Nicole Rupp. Gemeinsam schauten sie auf das Leben von Elisabeth: Eine reiche Frau, die dies nur nicht bemerkt und nie wertgeschätzt hat. Eine sehr reiche Frau, die kinderlieb ist. Eine tolle Handwerkerin und Gärtnerin, offen für Neues, klug und gebildet. Sie ist weitblickend und nicht aus der Ruhe zu bringen. Sie kann einen großen Haushalt führen, Projekte ausarbeiten, Menschen mit ihren Ideen begeistern, gute Energie weitergeben. Und sie kann frei sprechen, auch vor vielen Menschen, ohne nennenswert aufgeregt zu sein.

Durch die Beratung hat Elisabeth sich in nur einem Jahr sehr verändert, eine neue Perspektive gewählt. Sie schätzt sich selbst wieder; sie sieht ihren Reichtum und versteht ihn gewinnbringend zu nutzen.

Die Situationen, die scheinbar nicht so gut waren in ihrem Leben, sieht sie jetzt mit anderen Augen und fragt: "Was hat das aus mir gemacht?" Sie hat eine neue Arbeit gefunden, verdient entsprechend ihren Fähigkeiten und hat mehr Freizeit als früher. Die nutzt sie, um sich eine Selbstständigkeit in der Familienberatung aufzubauen und ein Buch über ihre Erfahrungen zu schreiben. Der Titel: "Mit 60 in die Selbstständigkeit".

Zum Weiterlesen:

www.geldmitsinn.de Nicole Rupp: "Wer spart, verliert! Glück und Geld ins Leben holen", 200 S. Kreuz-Verlag 2010, 18,95 €.