Evangelischer Presseverband für Bayern e.V.

Paisley - die Urhöhle?

 

Heft 1/2011 Himmel und Höhle

Paisley - das ist kein Adelstitel, aber so gut wie! Der Herzog und die Herzogin von Paisley geben sich die Ehre...

Paisley ist - um der Wahrheit die Ehre zu geben ein florales Stoffmuster. Ursprünglich im persischen Sassanidenreich erdacht, gelangte es über die Mogule nach Indien. Von dort brachten Soldaten bei ihrer Rückkehr aus der Kolonie Indien diese Paisleymotive nach Großbritannien, wo sie sogleich Queen Viktoria in königliche Begeisterung versetzten.

Pfiffige Schotten aus Paisley erdachten flugs einen Jaquardwebstuhl, auf dem sich das Muster zu einem für Untertanen erschwinglichen Preis aus Wolle weben ließ. Die Hoheiten bevorzugten selbstverständlich bedruckte Seide. Und so kamen die Lords mit hübschen Krawatten daher und die Ladies verzierten ihre Salonsofas mit Paisleykissen.

Es geht aber das Gerücht um, dass dieses florale Blümchen- und Blattmotiv etwas ganz anderes darstellen könnte: ein Fruchtbarkeitssymbol, eine Gebärmutter. Diese flattert da meterweise auf den englischen Upper-Class-Krawatten. John Lennon von den Beatles ließ sich seinen Roll-Royce 1967 mit diesen Ornamenten bemalen, Burberry und Gucchi schneidern fleißig hübsche Kleidchen daraus. Ja - und erhielt Queen Victoria nicht aufgrund ihrer zahlreichen Nachkommen den Beinamen "Großmutter Europas"?

Wobei wir wieder beim Viktorianischen Zeitalter wären. Vom zunehmenden Wohlstand durch die Industrialisierung profitierte eine religiöse und moralisch gewissenhafte Mittelschicht. Das Paisleymüsterchen wurde auf Webmaschinen gefertigt und ging hinaus weit über Schottlands Grenzen.

Paisley hat nämlich eine Städtepartnerschaft mit Fürth in Bayern. In Bayern werden mehr Kinder geboren als im Bundesdurchschnitt und die haben auch die höchste Lebenserwartung. So jedenfalls die Angaben des bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Frauen. Ein Schelm, wer Böses denkt...

Dorothea Cunradi