Evangelischer Presseverband für Bayern e.V.

Photovoltaik für Sri Lanka

 

Heft 4/2009 Prima Klima

Von Maria Börgermann-Kreckl

 

Seit zehn Jahren engagieren sich Sabrina und Oliver Jahnel in Sri Lanka, um dort der instabilen Energieversorgung mit umweltgerechten Technologien zu begegnen.

Vor mehr als 25 Jahren lernte die aus Sri Lanka stammende Sabrina bei einem Deutschlandbesuch Oliver Jahnel aus Feldkirchen-Westerham kennen. 1989 verließ sie ihre Heimat und kam nach Deutschland, ein Jahr später wurde geheiratet. Sabrina arbeitete hier zunächst als Verkäuferin und erwarb exzellente Sprachkenntnisse. Oliver studierte Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen, war für verschiedene Firmen im Marketing und Management tätig und beschäftigte sich mit Ökokapital sowie alternativen Geldanlagen. Seine besondere Leidenschaft galt neuen Techniken zur Energiegewinnung wie zum Beispiel Windkraft. "Bei verschiedenen Reisen nach Sri Lanka waren wir immer wieder mit Stromunterbrechungen konfrontiert - es gibt viele Landstriche und Ortschaften ohne Stromanschluss. Man kann sich vorstellen, welch fatale Folgen das beispielsweise für Krankenhäuser hat. Wir wollten dort etwas aufbauen", beschreibt Oliver die Entscheidungssituation. Während Sabrina anfangs vor den hohen Risiken in diesem politisch sehr unsicheren Land warnte, steht sie inzwischen voll zum Engagement in ihrer Heimat.

Sri Lanka ist ein Land voller Gegensätze: Aktuell gibt es, nach den seit Mai 2009 beendeten Kampfhandlungen in den bisherigen Bürgerkriegsgebieten großes Leid und Instabilität und daneben relativ geordnete Regionen. Es gibt Reichtum in wenigen Händen und große Armut bei der Masse der Bevölkerung; es gibt Universitäten und gleichzeitig einen großen Bildungsbedarf. 2001 ergab sich die Gelegenheit, in Deutschland entwickelte Windkraftanlagen zu übernehmen. Diese wurden mit Maschinen und Material in Container verpackt und die Jahnels übersiedelten nach Sri Lanka, um - unterstützt von verschiedenen Geldgebern - dort eine neue Existenz aufzubauen. Unter Sabrinas Namen gründeten sie die Firma ASET Trading, die inzwischen im Land einen guten Ruf hat: Deutsche Technik, in Sri Lanka gefertigt - das Know How und Komponenten kommen aus Deutschland, die Anlagen werden dann mit Einheimischen produziert und aufgebaut. Es handelte sich anfangs vor allem um private Geschäfte, um Wohnhäusern oder kleinen Betrieben in den dörflichen Regionen dazu zu verhelfen, ihren nötigsten Energiebedarf mit Photovoltaik sicherzustellen.

Sabrina fungiert als Mittlerin zwischen den Kulturen und spricht vier Sprachen; besonders wichtig ist tamilisch, die seit jüngster Zeit wieder zugelassene Landessprache. Sie führt das Büro, betreibt einen kleinen Laden, geht auf Messen und hat großes technisches Verständnis.

Privat leben sie dort in vielerlei Hinsicht im Einklang mit der Natur. So gehört ihnen ein kleines Rudel mit neun Hunden, die ihre Bewohner vor Schlangen oder den überdimensional großen Skorpionen und Tausendfüßlern schützen und ihr mit Photovoltaik und bald auch Windkraft betriebenes Haus bewachen. Wasser liefert der eigene Brunnen mit Windpumpe. Zur Lebensgemeinschaft gehört auch eine kleine Kuh sowie ihr Kälbchen, die das Gras auf dem großen Grundstück kurz halten, sowie seit kurzem eine Katze gegen die Ratten.

Nach dem Tsunami

Eine große Wende kam mit dem Tsunami 2004, als ein erheblicher Bedarf an Aufbau von Infrastruktur entstand. Die Weltbank, die GTZ (Gesellschaft für technische Zusammenarbeit) und viele NGO’s (Nichtregierungsorganisationen) standen als Geldgeber von Projekten bereit. Für Sabrinas Firma ging es vor allem um Krankenhäuser, Schulen, Straßenbeleuchtung, also Gemeinschaftsprojekte und so genannte Graswurzelbewegungen (Grassrootwork). "Wir müssen aber jeweils erst die Finanzierung sicherstellen", berichtet Sabrina und "es sind immer wieder Gratwanderungen, denn die Geldgeber bestehen auf verantwortungsbewussten Partnern, was zähe Vorverhandlungen zur Folge hat."

Nach schwierigen Klärungen mit der französischen NGO, ACTED, bekam ihre Firma den Zuschlag für ein großes Projekt: Für drei Krankenhäuser sollte mit Photovoltaik und neu entwickelten, speziellen energiesparenden Gleichstromkühl- und gefriergeräten eines deutschen Partnerunternehmens sichergestellt werden, dass für Blutkonserven und Impfstoffe zuverlässig und dauerhaft die geforderten Lagerungstemperaturen gewährleistet werden. Aber: "Die Abhängigkeit von einzelnen Projektleitern vor Ort ist für uns als kleine Firma sehr schwer", erklärt Oliver. Seit Abschluss des Gesamtprojektes gibt es große Probleme, weil ACTED ausstehende Zahlungen nicht leistet, kurzerhand den Gesamtvertrag kündigte und nun sogar Entschädigung von den Jahnels verlangt. Der Projektleiter hat gewechselt; es wurden teilweise mündliche Vertragszusagen gemacht und nicht eingehalten So konnte die Firma teilweise ihre Mitarbeiter nicht bezahlen und Verpflichtungen gegenüber ihren Zulieferern nicht einhalten und klagt nun vor einheimischen Gerichten, was sehr lange dauert und Existenz gefährdend ist.

Gleichzeitig gab es immer wieder Behinderungen während der Installation der Anlagen durch politisch destruktiven Einfluss, Banden, die mit dem Motorrad, Handy und einer alten Kalaschnikov unterwegs sind und Mitarbeiter bedrohen, ausrauben usw. "Die Attacken in diesen tamilischen Gebieten waren vor allem gegen singhalesische Mitarbeiter gerichtet", so die Einschätzung von Sabrina und Oliver.

Nur mühsam lässt sich unter solchen Umständen ihre kleine Firma über Wasser halten. Und trotzdem entwickeln sie durch ihren unerschütterlichen Glauben an die erneuerbaren Energiequellen (Windkraft & Photovoltaik ), die für ein so armes Land eine eigentlich unabdingbare, weil ständig verfügbare Ressource darstellt, schon wieder neue Pläne: nun geht es um den Bau eines Elektroautos, wobei die Einzelteile aus Indien, China und Deutschland kämen und dann in Sri Lanka zusammengebaut werden sollen. Der Strom für das Auto würde durch Windkraft & Photovoltaik gewonnen - angesichts der Endlichkeit der fossilen Energieträger wie Öl eine zukunftsweisende Idee.

Ihr persönliches Statement: "Unsere große Angst gilt den politischen Entwicklungen im Lande. Nach wie vor herrscht Ausnahmezustand! Sri Lanka hat in unseren Augen alles, was sich Viele unter einer Trauminsel vorstellen und sicherlich war sie es auch einmal - heute ist davon nichts übrig. Wenn wir die Augen nicht verschließen, bleiben derzeit tatsächlich nur Alpträume übrig. ‚Weglaufen gilt nicht!’ ist wohl derzeit der einzige Ansporn, vielleicht auch die Hoffnung, bei dem nun nötigen Aufbau mitzuwirken und so doch noch geschäftlichen Erfolg zu haben."

Photovoltaik bedeutet die direkte Umwandlung von Strahlungsenergie der Sonne in elektrische Energie. Sie findet vielfältige Anwendung auf Dachflächen, in Parkscheinautomaten, Straßenlaternen oder an Schallschutzwänden. Der Name setzt sich aus den Bestandteilen Photos - das griechische Wort für Licht - und Volta - einem Pionier der Elektrotechnik zusammen. Die Photovoltaik gilt als Teilbereich der umfassenden Solartechnik, die auch andere technische Nutzungen der Sonnenergie einschließt.
Nach Kriegsende, dem nun anstehenden Wiederaufbau und der geplanten Zusammenführung aller Bevölkerungsgruppen wurde öffentlich von Regierungsmitgliedern erklärt, dass es ein großer Fehler und Schaden für Sri Lanka war, unter dem Präsidenten Bandaranaike in den 70er Jahren mit dem Slogan "Shinghala Only" die bis dahin gültigen drei Amtssprachen, Shinghala, Tamilisch und Englisch auf das dann einzig zugelassene Singhalesisch zu reduzieren. Damit wurden quasi per Erlass Menschen zu Analphabeten gemacht und ausgegrenzt. Was folgte, war einer der weltweit brutalsten, drei Jahrzehnte dauernde Bürgerkrieg. Über die Zahl der Toten gibt es keine realistischen Angaben, die Zahl der "Internaly Displaced People", Inlandsflüchtlinge, überschreitet wohl 250.000, die Zahl der über die Jahrzehnte des Landes vertriebenen Menschen wird niemals ermittelt werden können.