Evangelischer Presseverband für Bayern e.V.

Schönheit auf Bestellung

Heft 2/2011 Selbst ist die Frau

Von Juliane Brumberg

 

Für viele Frauen ist ihr Aussehen ein Teil ihres Selbst. Deshalb pflegen sie ihre Schönheit. Mit den technischen und medizinischen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts ist es möglich geworden, bestimmten Schönheitsidealen künstlich nachzuhelfen. Der bayerische Landesfrauenrat hat hierzu eine kritische Stellungnahme veröffentlicht, die wir hier in gekürzter Form wiedergeben.

Achtzig bis neunzig Prozent aller Schönheitsoperationen, also Operationen, die medizinisch nicht notwendig sind und rein der Ästhetik dienen, lassen Frauen vornehmen. Durch die Angleichung von Schönheitsidealen wird insbesondere jungen Frauen der Blick auf Vielfalt und Unterschiedlichkeit verstellt. Grund für eine ästhetische Operation können Scham, Selbstzweifel, Körperkontrolle, Narzissmus, Anti-Aging, und das Bedürfnis nach sozialer Akzeptanz sein. Rund 200.000 Schönheitsoperationen werden jährlich in Deutschland durchgeführt, am häufigsten mit mehr als 20 Prozent solche zur Brustvergrößerung, danach kommen Lidstraffungen mit knapp 17 Prozent und Fettabsaugungen mit etwas über 10 Prozent. Fast ein Drittel der Betroffenen sind nach einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Plastische Chirurgie zwischen 20 und 29 Jahren alt. Heranwachsenden fällt es immer schwerer, sich mit dem eigenen Körper anzufreunden, weil künstlich retuschierte und überarbeitete Fotos von Prominenten und Models eine falsche -Normalität" vortäuschen. Virtuelle Bilder in den Medien werden vielfach als Realität wahrgenommen.

Vor diesem Hintergrund fordert der Bayerische Landesfrauenrat:

1. Jungen und Mädchen ist schon von klein auf Anerkennung und Wertschätzung zu vermitteln. Sie sind in ihrem Körpergefühl zu bestärken. Eltern und Erziehende müssen Jugendlichen klar machen, dass sich ihre Erwartungen nicht durch Schönheitsoperationen erfüllen lassen.

2. In der Lehrer- und Lehrerinnenausbildung und in den Lehrplänen ist Medienbildung bzw. kritische Distanz zu den Medienangeboten zu berücksichtigen. Schulen müssen Heranwachsenden bei den Fragen -Wie sehe ich mich selbst?" und -Wer definiert, wer und was schön ist?" unterstützen.

3. Zur Persönlichkeitsfindung der jungen Frauen und Männer muss der Staat bei Bedarf Hilfeleistung geben durch mehr unabhängige Beratungsstellen und stärkere Bekanntmachung bereits vorhandener Angebote, z.B. beim Kinderschutzbund und bei den Gesundheitsämtern.

4. Dringend erforderlich ist eine Selbstverpflichtung der Medien, kritisch und seriös mit dem Schönheitsthema und dem "Machbarkeitswahn" umzugehen.

5. Es ist eine Internetplattform einzurichten, von der die Interessentinnen und Patientinnen unabhängige Informationen abrufen können wie zum Beispiel bundesweite Arztadressen, durchschnittliche Kosten der einzelnen Operationen, Risiken, die mit einer ästhetischen Operation verbunden sind, und Hinweise zur richtigen Arztwahl (z.B. auf der Homepage des Bundesgesundheitsministeriums, der Ärztekammern oder der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung/BzgA). Obwohl sich Patientinnen subjektiv von ihren Operateuren meist gut und ausreichend informiert fühlen, sind bislang die Angebote bei der Fülle der unterschiedlichen Informationen nicht transparent.

6. Der Vollzug und die Umsetzung des Heilmittelwerbegesetzes müssen engmaschig überwacht und kontrolliert werden, ebenso wie die Werbeauftritte der Anbieter.

7. Ästhetische Eingriffe wie das Einspritzen von Faltenfillern oder die Anwendung von Lasern muss den medizinischen Heilberufen vorbehalten bleiben. Entsprechende Gewerbekontrollregularien und Richtlinien für die Anwendung insbesondere der Lasermedizin werden deshalb empfohlen.

8. Von einem operativen Eingriff ist zwingend abzusehen und betroffenen Patientinnen sind Hilfsmöglichkeiten aufzuzeigen, wenn sich anhand der Testwerte ein Dysmorphobie-Risiko zeigt. Patientinnen mit dem pathologischen Krankheitsbild einer Dysmorphobie oder Körperbildstörung leiden darunter, nie mit ihrem Körper zufrieden sein zu können. Rund 17 Prozent der Patientinnen von Schönheitschirurgen gehören zu dieser Gruppe und werden trotzdem operiert.