Evangelischer Presseverband für Bayern e.V.

Unbequeme Frauen wandern durch Bayern

 

Heft 3/2008 Abenteuer

Von Juliane Brumberg

 

Am Internationalen Frauentag reisten Gäste aus ganz Bayern nach Bad Windsheim zur Eröffnung einer spannenden Wanderausstellung in das "Museum Kirche in Franken".

Für Viele war es der erste Besuch im Kirchenmuseum und außer, dass es dort so kalt war, wie es nun in Kirchen einmal ist, erlebten sie eine gelungenes Gegenüber von historischem Kircheninventar und modernen Ausstellungstafeln. Zwei Jahre sollen Letztere nun durch bayerische Kirchengemeinden wandern. Die Aktiven vor Ort können sie anfordern, mit Tafeln über Frauen aus der eigenen Gemeinde ergänzen und dies zum Anlass nehmen, darüber zu reflektieren, was das weibliche Geschlecht im vergangenen Jahrhundert nicht nur in der Kirche, sondern insgesamt geleistet hat. Die 19 Ausstellungstafeln zeugen von beeindruckenden Frauenbiographien, z.B. über die Gründerin des geistlichen Zentrums auf dem Schwanberg, Christel Schmidt; über die Mutter des Müttergenesungswerks, Antonia Nopitsch; über eine der ersten Frauen in der Synode, die Bundestagsabgeordnete Ingeborg Geisendörfer oder über das Flüchtlingsschicksal von Lotte Kornhuber. Die älteste, Magda Dietzfelbinger, ist 1883 geboren, die jüngste, Maria-Christine Zeiske 1917; alle haben den größten Teil ihrer Lebenszeit im 20. Jahrhundert gelebt und alle sind bereits verstorben und konnten für die Ausstellung nicht mehr persönlich befragt werden. Es sind also abgeschlossene Lebensläufe und bei einigen Frauen wird deutlich, dass die Entwicklungen, die durch die Feministische Theologie ab den 1970er Jahren in Gang gesetzt wurden, mit ihrer Frömmigkeit wenig zu tun haben. Nichtsdestotrotz waren sie Gestalterinnen evangelischen Lebens und ohne sie würde die Kirche heute anders aussehen.

Interessante Einblicke insbesondere für Männer

Dass diese Ausstellung unter der Obhut der Frauengleichstellungsstelle und ihrer Leiterin Dr. Johanna Beyer entstehen konnte, ist dem Engagement und vielen ehrenamtlichen Stunden des "Arbeitskreises Frauenkirchengeschichte" zu verdanken. Zwei Jahre lang haben sich auf Initiative von Sigrid Schneider-Grube acht Frauen (Vera Begel, Gudrun Diestel und Marianne Pflüger aus München, Barbara Dietzfelbinger und Bärbel Sturm aus Nürnberg, Irene Stuiber aus Dachau und Helga Taeger aus Ansbach) regelmäßig getroffen, geforscht, gelesen, Texte geschrieben und die Ausstellung konzipiert. Dadurch ist zusätzlich ein wunderbares, reich bebildertes Begleitbuch entstanden, in dem auf 296 Seiten die Lebensläufe in ausführlicherer Form sowie spannende historische Überblicke über die Frauenkirchengeschichte im 20. Jahrhundert und insbesondere in der NS-Zeit nachzulesen sind. Eine Einführung über die Schlüsseljahre der evangelischen Frauengeschichte in Bayern gab Prof. Dr. Beate Hofmann in ihrem sehr anschaulichen Festvortrag bei der Ausstellungseröffnung. Insbesondere die vielen anwesenden Männer bekamen dadurch einen Einblick in Frauenaktivitäten, von denen sie vorher wohl noch wenig gehört hatten.

Infos zur Ausstellung: Frauengleichstellungsstelle der ELKB - fgs, fgs@elkb.de, www.bayern-evangelisch.de/web/fromm_politisch_unbequem.php

Das Buch: Fromm - politisch- unbequem, Evangelische Frauen des 20. Jahrhunderts in Bayern, hrsg. von Sigrid Schneider-Grube, Irene Stuiber, Andrea K. Thurnwald, 296 S., 11 Euro, ISBN 3-926834-68-4 Das Buch ist zu beziehen über MuseumKircheFranken.buero@t-online.de